Stell Dir vor, Du liebst es auszumisten…

… haha, wirst Du jetzt denken, “Ich und Ausmisten, das ist wie Wasser und Öl, Eisbären und Pinguine, Rindersteak und Veganer.” Wenn meiner Mutter und mir vor 20 Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einmal anderen Menschen beim Aufräumen ihrer Wohnung helfen würde, hätten wir wahrscheinlich ähnlich reagiert. Wir hätten denjenigen erst mit offenem Mund und staunenden Augen angeschaut, um gleich danach in schallendes Gelächter auszubrechen. Ich war so unordentlich oder ordentlich, wie wahrscheinlich fast alle Kinder und Teenager. Weshalb ich mit zunehmendem Alter vermehrt Spaß am Ausmisten, Aufräumen und Sortieren gefunden habe, weiß ich gar nicht mehr so genau. Aber ich bin davon überzeugt, dass es jedem so gehen kann…

Nachdem ich meine Ausbildung zur Modedesignerin beendet und drei Jahre in diesem Job gearbeitet hatte, wollte ich noch etwas Anderes lernen und entschied mich für ein Duales Studium zur Textilbetriebswirtin (also Praxisphasen in einer Firma und Theoriephasen an einer Schule/Uni). Es war klar, dass ich ständig umziehen müsste, da die Praxisphasen nicht in einem Headquarter, sondern in den Stores des Unternehmens in immer anderen Städten sein würden. Ich lagerte also fast meinen gesamten Haushalt in der Garage meines Vaters ein und zog immer nur mit dem Nötigsten um. Ich gewöhnte mich sehr schnell an die geringe Auswahl meiner Habseligkeiten und stellte irgendwann fest, dass ich mit diesem Wenig ziemlich gut klar komme. Das Einzige, was ich wirklich vermisst hatte und was auch heute noch einen Großteil meines Wohnungsinhaltes ausmacht, sind Stoffe zum Nähen und Dinge, die ich für’s Nähen und Schnitte machen und so generell zum kreativ sein brauche. Das Studium an sich hat mir sehr viel Spaß gemacht, die Arbeit im Verkauf in den Filialen (Bekleidungsbranche) leider nicht so sehr. Ich habe viel lieber im Büro Ordner sortiert, ausgemistet und mir clevere Ablagelösungen einfallen lassen. Das hat sich übrigens wie ein roter Faden durch alle folgenden Bürojobs gezogen. Immer habe ich mir zuerst die Ordner vorgenommen und neu sortiert (was meine neuen Kollegen auch durchaus geschätzt haben), bevor es dann an die eigentliche Arbeit gehen konnte/musste.

Während des Dualen Studiums habe ich außerdem drei Monate bei meiner Mutter gewohnt. Sie lebte damals schon in Frankfurt und hatte (und hat bis heute) eine kleine Wohnung im Zentrum Frankfurts.

In ihrer Wohnung habe ich mich immer pudelwohl gefühlt. Das lag nicht nur daran, dass sie eben meine Mutter ist, sondern auch und vor allem daran, dass sie schlicht und einfach nicht viel Platz hat und ihre kleine Wohnung deshalb sehr ordentlich und klar eingerichtet ist. Gleichzeitig strahlt sie eine warme Gemütlichkeit aus.

Wir wussten beide, dass ich während meiner Zeit zur Zwischenmiete bei ihr gezwungen sein würde, meinen Ausbreitungs- und Liegenlasstrieb sehr zu kontrollieren und alles Benutzte nach Gebrauch gleich wieder aufzuräumen, ansonsten würden wir schnell Ärger miteinander bekommen. Meine Mutter und ich lieben uns sehr, aber in diesem Punkt ist mit ihr nicht zu spaßen. Unbewusst habe ich aber auch eingesehen, dass genau diese Ordnungsliebe von ihr dafür sorgt, dass ihre Wohnung so eine Ruhe und Wärme ausstrahlt. Ich strengte mich also an und ich glaube, wir sind in dieser Zeit kein einziges Mal aneinander geraten.

Als ich nach dem Dualen Studium dann wieder eine feste eigene Wohnung hatte, ist mir ein Buch in die Hände gefallen, das mich, glaube ich, ebenso nachhaltig geprägt hat und mich bis heute inspiriert:

“Simplicity” von Mark und Sally Bailey*.

Darin wird mit stimmungsvollen Fotos gezeigt, wie schön natürliche Materialien und Farben in Wohnungen wirken, wie man Gegenstände recyceln und upcyceln kann und wie charmant auch unperfekte und alte Möbel sein können. Das Buch vermittelt wunderschön, wie ästhetisch natürliche Farben und Materialien sind und machen auch Lust auf freie, unverstellte Stellen in der Wohnung. Die drei unteren Bilder sind aus diesem Buch.

aus dem Buch “Simplicity” von Mark und Sally Bailey
aus dem Buch “Simplicity” von Mark und Sally Bailey
aus dem Buch “Simplicity” von Mark und Sally Bailey

Ich hatte damals sowieso schon ein Faible für alte Gegenstände und Möbel. Ein Freund hat mich damals mit erhobenen Augenbrauen angeschaut, als ich ihm sagte, er müsse mir helfen, einen Schrank aus Norddeutschland abzuholen – einen “Schrank mit Seele”, den ich nach langem Suchen auf Ebay gefunden und ersteigert hatte. Wir sind dafür an einem Tag mehrere hundert Kilometer gefahren. Das hier ist er übrigens:

Meine Wohnungen waren auch noch nie sehr bunt eingerichtet, deshalb hat dieses Buch bei mir nur Öl ins Feuer gekippt. Und so habe ich dann auch weiterhin auf Ebay oder auf dem Flohmarkt nach Einrichtungsgegenständen und Möbeln “mit Seele” gesucht. Gleichzeitig habe ich immer wieder meinen eigenen Hausstand überdacht und selbst vieles auf Flohmärkten und Ebay verkauft. So haben sich in meiner Wohnung im Laufe der Zeit “Lieblingsstücke” und Dinge, die mir aus irgend einem Grund wichtig sind und mich an bestimmte Personen oder Momente oder Orte erinnern, vermehrt. Dinge, die mit der Zeit nicht mehr zu mir gepasst oder die ich nicht mehr gebraucht habe, sind weniger geworden.

Immer wenn ich von einer Sache zwei Varianten zur Verfügung habe, behalte ich die für mich wertvollere Variante und verkaufe oder verschenke die weniger „schöne“. Glücklicherweise ist “schön” sehr subjektiv und so findet sich meistens jemand, der genau das haben möchte, was ich nicht (mehr) haben möchte.

Vor nicht allzu langer Zeit ist mir dann noch ein anderes Buch in die Hände gefallen, das Du vielleicht auch schon kennst oder von dem Du zumindest schon gehört hast:

“Magic Cleaning” von Marie Kondo*.

Marie Kondo kommt aus Japan und ist Aufräumprofi. Das Buch ist letztlich eine Anleitung dafür, wie man seine Wohnung optimal ausmistet. Einige Methoden wirken etwas unkonventionell und fast schon esoterisch, aber meistens geht sie sehr strukturiert und rationell vor. Vieles in ihrem Buch hat mich bestätigt und ich war froh, zu lesen, dass in manchen Punkten noch jemand so verrückt ist, wie ich (Ich finde z.B. auch Verkaufsverpackungen fast immer hässlich und habe dann das Bedürfnis, den Inhalt in “schöne” Gefäße umfüllen zu müssen, siehe auch mein Beitrag zu den Gewürzgläsern. Marie Kondo hat da eine ganz eigene Meinung zu dem Thema Verpackungen, über die ich demnächst berichten werde). Ich denke, dass nicht alle Methoden von Marie Kondo für jeden geeignet sind. Grundsätzlich ist das Buch aber ein guter Leitfaden und auf einige Punkte werde ich auch in meinen Beiträgen eingehen.

Aufgrund meiner eigenen Geschichte bin ich davon überzeugt, dass jeder von uns Spaß am Ausmisten haben kann. Wir brauchen nur Inspirationsquellen, die uns eine Idee davon vermitteln, wie toll es aussehen und sich anfühlen könnte, in einer aufgeräumten Wohnung zu leben. In einer Wohnung, in der es nur Dinge gibt, die wir lieben und die uns Geschichten erzählen. Ausgedachte oder Wahre.

Jeder Möbelhauskatalog, jedes Foto auf Instagram, Pinterest oder Deiner Lieblingszeitschrift kann Dich dazu animieren, auszumisten und Deine Wohnung oder Dein Zimmer oder auch nur ein Regal oder Sideboard dadurch schöner, gemütlicher, freier und ordentlicher zu gestalten. Suche nach solchen Bildern und hänge sie irgendwo auf, wo Du sie ständig siehst! Jeder hat etwas Anderes, das ihn inspiriert. Als ich das Buch “Simplicity” damals ganz begeistert einer Freundin ausgeliehen habe, habe ich es mit einem etwas nüchternem: “Naja, das sind ja schon eher Möbel, die ich auf dem Sperrmüll liegen lassen würde” zurück bekommen. Etwas verdutzt, aber dankbar für ihre Ehrlichkeit ist mir dann klar geworden, welch unterschiedliche Vorstellungen wir alle von einer Traumwohnung und -einrichtung haben. Du kannst Dir auch eine Person schnappen, deren Wohnung Du schön findest und bei der Du Dich so wohl fühlst, wie ich es damals (und natürlich auch heute noch) in der Wohnung meiner Mutter getan habe. Frag’ sie, ob sie Dir Tipps geben kann. Oft sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht oder weiß nicht, wie man anfangen soll und dann ist ein neutraler Blick von außen unglaublich hilfreich. Wenn du möchtest, kann auch ich diese Person sein. Schreib’ mir gerne eine Nachricht. Je nachdem, was Du in Deiner Wohnung verändern möchtest, helfe ich Dir mit einem Plan zum Ausmisten oder den richtigen Fragen und Tipps zum richtigen Zeitpunkt. Damit Du bald in Deiner Traumwohnung oder Deinem Traumzimmer wohnst und Zeit und Energie für das hast, was Dir wirklich wichtig ist.

Hast Du auch ein Buch, eine Person oder ein Erlebnis, das Dich dazu gebracht hat, den inneren Schweinehund zu besiegen und Deine Wohnung oder auch nur den Kleiderschrank auszumisten? Was war es? Ich freue mich, wie immer, auf Deinen Kommentar!

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3 Kommentare zu “Stell Dir vor, Du liebst es auszumisten…

  1. […] meinem Beitrag “Stell Dir vor, Du liebst es auszumisten…” habe ich schon davon berichtet, was mich persönlich im Laufe der Zeit immer wieder motiviert hat, […]

  2. Renate & Siegfried Schneidereit

    Hallo, liebe Ulrike,
    mit großem Interesse haben wir die Darstellungen verfolgt.Nun soll uns noch einer sagen, dass der Mensch nicht lernfähig ist. Toll liebe Ulrike! Nun können wir noch von den hier angeführten Beispielen viel lernen. Weiter so. Deine Oma Renate und Dein Opa Siegfried.

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